Dieses Gemälde ist nach Meinung einer Kunsthistorikerin das wertvollste Ausstattungsstück in unserer Kirche. Es handelt
sich um eine niederländische Tafelmalerei und ist eine Kopie von dem Bild eines flämischen Malers. Außerdem gibt es einen fast identischen Kupferdruck, der in der Staatlichen Graphischen Sammlung in München aufbewahrt wird.
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist ein zentrales Gleichnis, das Jesus auf die Frage “Wer ist mein Nächster“ erzählt hat – Lukas 10, 25 – 37.
Der Künstler hat die Begebenheit als Fortsetzungsgeschichte gemalt und die unterschiedlichen Situationen und Stationen in seine eigene Zeit versetzt – in das 17. Jahrhundert.
Beherrscht wird das Gemälde von dem Menschen, der unter die Räuber gefallen ist und den sie halbnackt liegen ließen.
Alles haben sie ihm weggenommen, sein Reisegepäck, vielleicht sein Transportmittel, sogar seine Kleidung, halbtot, so wird berichtet, also auch ein Stück seines Lebens.
Auch die dunkle rechte Seite des Bildes ist sehr beherrschend - ist dort ein Fels oder eher ein Baum angedeutet? Aus dieser Dunkelheit kam die Gewalt und verschwand darin wieder.
Links sehen wir zwei Gestalten, gemalt als katholischen Priester und evangelischen Pastor. Beide sind sehr vertieft in ihre Lektüre. Sie verkörpern einen Priester und einen Leviten. Beide Berufsgruppen waren für den Dienst im Tempel in Jerusalem zuständig. In der Gleichnisgeschichte gehen sie achtlos an dem geschundenen Menschen vorüber.
Ich denke, wenn der Maler hier zwei Geistliche als die Vorübergehenden gemalt hat, so hat er damit nicht nur die jeweiligen Amtsträger gemeint. Er bezieht sich damit auf die Christen beider Konfessionen, die zu der Zeit in einem sehr angespannten Verhältnis zueinander standen. Beide Konfessionen hatten viel damit zu tun, zu beweisen, dass ihre Lehre die jeweils richtige war.
Ein aufwendig gekleideter Mann aber wendet sich dem Überfallenen kniend zu, spricht ihn an und berührt ihn. Er gehört zur Volksgruppe der Samaritaner, mit denen die Juden keine Gemeinschaft hatten.
Das Reittier hinter dem Samaritaner schaut zu. Der Blick des Tieres ist so barmherzig, als wollte es die Zuwendung seines Herrn unterstützen und Bereitschaft bekunden, diesen armen Menschen zu tragen.
Ganz rechts sehen wir eine Winde mit 6 Blüten bzw. Knospen – sie stehen für die sechs Werke der Barmherzigkeit.
Nachdem der Samaritaner den Mann notdürftig versorgt hat, setzt er ihn auf sein Reittier.
In der Mitte des Bildes erkennen wir, wie die drei auf dem Weg weiterziehen zur nächsten Ortschaft. Hier übergibt der Samaritaner den Verletzten einem Gastwirt und bittet ihn, ihn auf seine Kosten zu pflegen. Diese Szene ist oben links dargestellt.
Über dem Weg und über der Landschaft und der Stadt wölbt sich der Himmel und macht ihn hell.
Die Aussage des Bildes deckt sich mit der Deutung Martin Luthers über das Gleichnis:
Der Samaritaner verkörpert Christus, seine prächtige Kleidung spiegelt etwas von Gottes Herrlichkeit wider. Er beugt sich hinunter zu der geschundenen und armen Menschheit - lindert ihre Schmerzen, versorgt die Wunden und trägt sie hinauf an einen sicheren Ort.
Die Christen aller Konfessionen werden gemahnt, nicht wie Priester und Levit nur mit sich selbst beschäftigt zu sein und darüber die Not und das Leid in unserer Welt aus den Augen zu verlieren.
Denn Christus hat nur unsere Augen, unsere Hände, unsere Füße und unser Herz.
In der Kirche liegt ein großes Foto des Gemäldes, auf dem die Details gut zu erkennen sind.