Als im Jahre 1958 die Friedhofskapelle gebaut wurde, wünschte man sich ein Fenster, das den Namen der Kapelle – Auferstehungskapelle – verdeutlichen sollte.
Dafür gewann man Heinz Lilienthal aus Bremen-Lesum, einen Künstler, der bereits viele Kirchen mit Glasfenstern und anderen Kunstwerken ausgestattet hatte.
Auch in der St.-Johannis -Kirche in der Gartenstadt hat er nicht nur die Glasfenster gestaltet, sondern auch alle anderen Ausstattungsstücke wie Kreuz, Kanzel, Lesepult, Taufe und anderes.
Mancher Betrachter kritisiert, dass das Fenster nicht „schön“ sei. Ja, einige finden es sogar „schrecklich“. Ich möchte Sie darum einladen, nachzuspüren, was der Künstler versucht hat, auszudrücken.
Die Kapelle ist ein Ort der Trauer: Vielen Menschen fällt der Abschied von einer nahe stehenden Person sehr schwer, und der Schmerz über einen Verlust begleitetet sie in diesen Raum.
Bevor man die Kapelle betritt, fällt der Blick auf das in dunklen Tönen gehaltene Fenster mit dem Fensterkreuz über dem Portal.
Im Inneren aber fällt der Blick auf das große Fenster, bei dem helle Farben überwiegen. Die Farbe Blau, die Farbe des Himmels bestimmt das Bild.
Inmitten der unterschiedlichen Blautöne aber erstrahlt Christus in Weiß, der Farbe des Lichtes. Diese Darstellung erinnert an Christus, den Weltenrichter auf dem Kanzeldeckel in unserer Kirche und ebenso an Jesus – in strahlendem Weiß – auf dem Bild an der Nordwand (Sinkender Petrus) der Kirche.
Hinter Christus leuchtet ein kräftiges Gelb, hier symbolisiert es das Gold, den Glanz und die Herrlichkeit Gottes.
Ganz oben in der Spitze des Fensters ist
ein weiterer Hinweis auf Gott gegeben: Eine Taube, Symbol des Heiligen Geistes, kommt von Gott gesandt herab auf Christus.
Der auf dem Fensterbild dargestellte Christus scheint gerade aus dem Grab zu steigen. Er hebt segnend die Hände und ruft uns zu: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ Das ist auch die Inschrift auf der Glocke im Dachreiter.
Im unteren Teil des Fensters überwiegen die Braun- und Grautöne, die Farben der Erde, der Trauer, der Not und des Grams, des Schmerzes über den Abschied, des Kummers und der Sorge. Sie sind auf diesem Bild nicht ausgeblendet. Ein Mensch erinnert durch die drastische Darstellung eines Totenkopfes an das Erschrecken, das durch den Tod immer wieder hervorgerufen wird. Ein anderer wiederum ruht entspannt, scheint zu schlafen und strahlt Gelassenheit aus. Das sind sicher Erfahrungen, die Menschen machen, die hier in der Kapelle Abschied nehmen von einem nahe stehenden Menschen. Da ist einmal das Erschrecken über den Verlust. Zum anderen aber die Gewissheit, dass unsere Toten nun geborgen sind bei Gott, wo es kein Leid mehr gibt, keinen Schmerz, keine Tränen und keinen Tod.
Eine weitere Gestalt steht neben den beiden Liegenden. Ihre Arme sind nach oben gerichtet. Es könnte sein, dass sie damit auf Christus weist. Hinter ihr steht in schützender Haltung ein Engel, der sie unterstützt.
Dieser Mensch könnte aber auch ein Trauernder sein, der in einer verzweifelten Geste die Arme nach oben streckt. Auch bei dieser Deutung kommt zum Ausdruck, dass seine Not durch den Engel wahrgenommen und er getröstet wird.
Auch auf der anderen Seite von Christus ist noch ein anderer Engel zu erkennen. In einer der Ostergeschichten wird ja berichtet, dass ein Engel den trauernden Frauen, die zum Grab Jesu gekommen waren, die Osterbotschaft verkündet, dass Jesus auferstanden ist.
Der Name der Friedhofskapelle, „Auferstehungskapelle“ und insbesondere das große Fenster wollen uns darauf hinweisen, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Jesus hat Not und Schmerzen, Verachtung, Verleumdung und all die anderen schrecklichen Dinge, unter denen bis heute viele Menschen leiden, selber erlebt.
Auch wenn es so aussah, dass Gott ihn verlassen hat, so hat letztendlich das Leben gesiegt.
So will das große Fenster in der Auferstehungskapelle uns in aller Trauer trösten und hinweisen auf Christus, der bei uns ist, über den Tod hinaus.