Nach der Wahl

...scheinen das aufgeregte Durcheinanderreden und der Interviewmarathon in Duells usw. ein wenig abzuebben. Es wäre wünschenswert, ja unbedingt nötig, aus dem profilierenden Gegeneinander zu einem miteinander sprechen zu finden und die Kakophonie in eine zwar vielstimmige, aber zielorientierte Harmonie zu bringen. Zur Harmonie gehören durchaus auch Kontrapunkte, also Gegenstimmen. Das Ganze ist aber auf ein gemeinsames Ziel gerichtet

Dabei muss es weniger um die Fülle und Lautstärke der Worte als vielmehr um deren Qualität und Inhalt gehen. Ich fände es wohltuend, wenn wir statt des Prinzips: ‚Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem‘ zu klaren und verlässlichen Aussagen kommen, die das gesellschaftliche Miteinander stärken und das Land sowie die Gesellschaft voranbringen.

Nun ist es leichter, mit vielen Worten nichts zu sagen als mit wenigen Worten klare Aussagen zu treffen und gegebenenfalls auch komplexe Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen. Aber so könnten Menschen in diesen hysterisch diskutierenden und oft nur schwafelnden Zeiten auch wieder Klarheit und Überblick gewinnen.

Dies ist gemeint, wenn Jesus in der Bergpredigt dazu aufruft: ‚Sagt einfach >Ja<, wenn ihr >Ja< meint, und >Nein<, wenn ihr >Nein< meint. Jedes weitere Wort kommt vom Bösen.‘

Das meint natürlich nicht jegliche Kommunikation auf nur zwei Worte zu beschränken. Es steht am Ende eines Abschnittes, der zu Klarheit und Wahrheit aufruft und den Umgang miteinander regelt.

Weniger Worte heißt aber durchaus auch mehr Schweigen und Stille und damit vielleicht Zeit zum Überlegen, bevor ich etwas sage. Ich denke, dass uns dies im Großen wie im Kleinen ganz gut anstünde. Es hilft, bevor ich z.B. im Schnellschuss eine Mail beantworte und diese Antwort später bereue, erst einmal Luft zu holen und sich etwas Zeit zu gönnen.

Mögen wir vielleicht etwas sparsamer werden im Gebrauch der Worte und gute füreinander finden.

Joachim G. Cierpka

Superintendent im Kirchenkreis Bramsche