Wort zur Woche

Nachricht 30. Juli 2024

‚Ich bin vergnügt, erlöst befreit…‘ – so dichtete der Kabarettist, Kleinkünstler – das schwarze Schaf vom Niederrhein, wie sich in einem Programm selbst bezeichnete, Hanns Dieter Hüsch und beschrieb damit sein Dasein als Christ.

Spüren Sie das? Schätzen Sie selbst Ihre eigene Existenz als Christ*in so ein?

Ich erlebe allerdings vielmehr oft – um es mit dem Titel des tragischen Romans des tschechisch-französischen Autors Milan Kundera zu sagen – die ‚Unerträgliche Leichtigkeit des Seins‘, wobei als Merkmal protestantischer Existenz nicht selten die ‚Unerträglichkeit‘ im Vordergrund steht. Sorgenvoll und bedrückt schauen wir auf Zukunft und Welt, nicht nur im Hinblick auf das, was auf die Kirche an Veränderungen zukommen mag.

Natürlich gibt es politisch und gesellschaftlich in unserem Land und weltweit vielerlei Grund zu Sorge. Die Probleme bedürfen auch des kritischen und konstruktiven Diskurses miteinander, um Lösungen zugeführt zu werden. Naivität angesichts der Lage oder Beschönigung der aktuellen Situationen, noch weniger Vertagung der notwendigen Entscheidungen, führen nicht weiter.

Allerdings halte ich es für entscheidend, aus welcher inneren Haltung heraus ich mich Problemen stelle. Schaue ich pessimistisch auf die Entwicklung? Verliere ich mich im vielleicht nicht vordringlichen ‚Klein-Klein‘, um mich vor Entscheidungen zu drücken. Und ja, es gibt auch falsche Entscheidungen, deren Konsequenzen dann gegebenenfalls zu tragen bzw. zu korrigieren sind. Allerdings ist das besser als keine Entscheidung.

Konstruktive Entscheidungen brauchen als Basis Hoffnung und Mut, die optimistischen Kräfte zur Veränderung. Diese scheinen mir manchmal in Gesellschaft und Kirche verloren zu gehen.

Es gäbe auch wenig Grund dafür, halten Sie entgegen? Hier genau setzt die Wirkung des Glaubens an, der in den Worten von Hanns Dieter Hüsch zu Beginn Ausdruck findet. Aus Dankbarkeit und mit den Mitteln, die wir haben, können wir gestalten, was wir brauchen, statt über dessen Abwesenheit oder vermeintliche Unerreichbarkeit zu klagen. Wir können Hand anlegen, weil wir wissen, dass es nicht allein in unserer Hand liegt.

‚Gott nahm in seine Hände meine Zeit. Mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, mein Triumphieren und Verzagen, das Elend und die Zärtlichkeit‘ heißt es bei Hüsch weiter. Das macht fröhlich, furchtlos, trägt im Leben. Und lehrt das Lachen – wo nötig auch über mich und meine eigene Kleingläubigkeit.

Joachim G. Cierpka

Superintendent im Kirchenkreis Bramsche

 

J. Cierpka-426-426
Superintendent Joachim G. Cierpka
Kirchenkreis:

Ev. luth. Kirchenkreis Bramsche